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Botschaft des Zauberlehrlings

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Existenzielle und überformende Zusammenhänge Wir haben uns daran gewöhnt, die Welt in zwei Bereiche zu teilen: in die Welt der wirklichkeitsbegründenden (die existenziellen) und in die der wirklichkeitsüberformenden Zusammenhänge. Mit den ersteren sind alle Verhältnisse gemeint, die in der Naturwissenschaft und in ihren verschiedenen Bereichen zuhause sind (das Physikalische, Chemische, Biologische z.B.). Die wirklichkeitsüberformenden Zusammenhänge haben in den Geistes- und Kulturwissenschaften ihren Ort (das Philosophische, das Psychologische, oder auch das Soziologische z.B.). Letztere finden aber eine deutlich geringere Wertschätzung in der Welt. Grundhaltung, die etwas getrennt halten will. Was könnten die Gründe für die geringere Wertschätzung sein? Dieser Frage bin ich mithilfe einer Analyse des Atmosphärischen nachgegangen. Den existenzbegründenden (naturwissenschaftlichen) Zusammenhängen haftet etwas Unerreichbares, Überirdisches an. Es ist das, was im frühen Mittelalter da

Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen - Weltgemeinschaft und Ukrainekrieg

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Zeitenwende und Zugang über ein Märchen Die Welt hat sich verändert, mit einem Schlag. Die politische Atmosphäre in ihr ist spürbar eine andere geworden und das wohl unumkehrbar. Im Folgenden will ich versuchen, mit einem bildanalytisch-psychologischen Konzept ein Verstehen herauszuarbeiten und eine Einschätzung wagen, wie mit der veränderten Wirklichkeit umzugehen ist. Das Grimm‘sche Märchen von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen, wird dabei die Rolle einer Formel übernehmen, welche die einzelnen Aspekte und Ergebnisse in einer überschaubaren Weise zusammenbringt.                   Bild von Paul Brennan auf Pixabay      Im Märchen versucht jemand vergeblich, das Fürchten zu lernen. Aber das Märchen macht sich über diesen Versuch lustig und will zeigen, dass es dem Protagonisten in der Geschichte um etwas Anderes geht: Eigentlich möchte er jemand sein oder werden, der mit Mut auf bedrohliche Situationen zugeht und nicht furchtlos und ungerührt wie ein Automat. Vor allem nicht

Ein Grimmsches Märchen und ein Zufall verbünden sich politisch (2014 auf der Bühne Ukraine-Europa-Russland).

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  Beispiel für ein atmosphärisches Wetterzeichen: Im Mai 2014 gab es im European Songcontest einen Gewinnersong mit dem Titel "Rising like a Phoenix", der über die Anspielung an ein Grimm‘sches Märchen eine atmosphärisch dichte Verbundenheit in der politischen Großwetterlage spürbar machte – auch wenn es zuvorderst um einen Musikwettbewerb und ein entsprechend anderes Thema gegangen war. Für die aktuelle Lage im oben genannten Problemfeld heute fehlt uns eine vergleichbare atmosphärische Verdichtung - aber wir sind nicht mehr weit davon entfernt. Worum ging es damals? Zu Beginn des Jahres 2014 sah es schlimm aus in der Ukraine.   Die Welt war beunruhigt über die Einmischung Russlands in die Angelegenheiten der Ukraine. Diese stand seit sechs Jahren in Verhandlungen mit der EU und hatte eine Freiheitsbewegung hervorgebracht. Man fühlte sich zum Westen hingezogen und wollte sich losmachen vom Gegängeltsein durch eine Autokratie und auch von der direkten Einmischung Russlands (M

Kennzeichen einer strukturellen Psychotherapie

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Die Kennzeichen einer strukturellen Psychotherapie (aus bildanalytischer Perspektive gesehen) (1) Die Therapie als Bühne. Die strukturelle Psychotherapie ist der Ort, an dem es wie in der Zwischenwelt eines Theaters zur Aufführung eines Problemstückes kommt. Im Mittelpunkt stehen die seelischen Zusammenhänge eines Klienten in ihrem konkret gelebten und ganzheitlichen Sein. (2) Die therapeutische Arbeit besteht darin, die im Klienten latent vorhandenen Veränderungsspielräume erfahrbar zu machen, damit dieser sie mittelfristig in seinem Umgang mit der Welt aufnehmen kann. (3) Der Therapeut spielt in der Aufführung des besagten Problemstücks als jemand mit, der paradoxerweise nicht mitspielt. Das geschieht, indem er den Zwängen, welche im „Spiel“ des Therapieklienten vorgegeben sind, nicht vollständig folgt. Vielmehr wählt er an entscheidender Stelle eine andere miteingeschlossene Reaktionsmöglichkeit, die es dem Gegenüber möglich macht, seine Sache frei vom verfestigten Muster weiterzu

Zweimal hingesehen

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Haben wir es bei der Virusbedrohung etwa mit dem schwarmartigen Auftreten einer nicht enden wollenden Masse von gierigen Kleinstwesen zu tun, die sich wie die Vampire an unserer Existenz zu schaffen machen? Wir hätten es mit zwei Geschichten in einer zu tun. Die erste Geschichte würde uns auf die klassischen Vampirfilme verweisen: Ihr zufolge sollte es uns im Pandemiegeschehen darum gehen, über ein magisches Handeln und über die Anwendung ausgesucht archaischer Gewalt, etwas für die endzeitmäßige Befreiung zu tun. In dem Bild vom schwarmartigen Auftreten dieser Plagegeister steckt aber auch der Hinweis auf eine andere und zwar ebenfalls bedenkenswerte Geschichte. Es ist ein Hinweis darauf, dass wohl nicht das einzelne Virus und auch nicht die Anzahl der Einzelnen in Wahrheit unser Problem darstellt. Es ist vielmehr das übergeordnete Ganze, in welchem der einzelne Virus aufgeht (Bildung einer „Individualität“ höherer Ordnung, bekannt auch als Schwarmintelligenz oder kollektive Intelli

Die Corona-Grätsche

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  Wirklichkeit als Totale und  Perspektivisches Aufgehobensein  Wie in St. Exupérys Erzählung vom kleinen Prinzen ist der Mensch in der Begegnung mit Covid-19 einer Erfahrung ausgesetzt, die ihn verstört und zu einer Entscheidung zwingt: Entweder erkennt er an, dass gerade das ihm Wichtigste auf Unverfügbarkeiten gebaut ist, oder er lehnt eine solche Realität sich selbst verleugnend ab. Atmosphärisches Der kleine Prinz, wie er auf seinem Planeten steht mit einer Rose zu seinen Füßen, die ihm einiges zu bedeuten scheint, setzt eine Stimmung ins Bild, die ich atmosphärisch mit der Lage in Verbindung bringe, in der wir uns angesichts der Corona-Pandemie befinden.  Für den kleinen Prinzen aus der gleichnamigen Erzählung von St. Exupéry ist eine Rose dazu da, ein bewunderns- und begehrenswertes Gegenüber zu sein, das uns ebenso freudig erregen wie auch traurig stimmen kann.  Eines Tages erfährt er nun aber, dass eine Rose jenseits seiner kleinen Planetenwelt ein Objekt des Marktes ist, das

Polarität im Denken

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Ein ausgewachsenes Dilemma Die Polarität als ausgewachsenes Dilemma Wovon ich sprechen will ist ein Ordnungsprinzip, das uns überall hin begleitet und unser Einschätzen und Handeln durchgehend bestimmt. Es ist das Prinzip der Polarität. In allen Zusammenhängen lassen sich Gegensätze finden. Diese haben direkt etwas mit dem Wesen der betreffenden Zusammenhänge zu tun, darüber ist man sich einig. Schauen wir aber weiter und zwar danach, wie in den besagten Zusammenhängen mit den Gegensätzen umgegangen wird, können wir eine sehr interessante Beobachtung machen: Wir behandeln die Gegensätze nämlich mit einer nachlässigen Art des Beschreibens. Wir formalisieren, statt treffend zu beschreiben, bzw. genau hinzuschauen. Aus einer Stabilisierung wird auf diese Weise vereinfachend ein Festwerden und aus einer Flexibilität Beweglichkeit gemacht. Die vorgenommenen Reduktionen auf Beweglichkeit und Festigkeit stehen sich wie zwei Inhalte aus einem Kalkül der formalen Logik gegenüber: die Festigk

Übers Denken nachgedacht

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Stimmigkeitssinn, ein sechster Sinn Ein "Apropos"-Beitrag Er geht aus einem Beitrag in der Facebook-Gruppe Psychologie des 21. Jahrhunderts hervor Kontext:  Dieser Beitrag ist in der facebookgruppe "Psychgologie des 21. Jahrhunderts" gepostet worden. Er hatte eine Empfehlung der Lektüre von Markus Gabriels Buch "Der Sinn des Denkens" zum Inhalt und führte zu Bildanalytischen Überlegungen zum Thema Denken. Ausgangspunkt war die Feststellung, dass bei dem Zustandekommen von wissenschaftlicher Erkenntnis die logische Struktur des Schlüsse-Ziehens und das geschickte Herunterbrechen des Komplexen auf das Abzählbare nicht die entscheidende Rolle spielen. Einer Bildanalytischen Psychologie zufolge geht es hier im Kern um etwas anderes. Das Denken kann in diesem Zusammenhang wie ein sechster Sinn verstanden werden, der im wissenschaftlichen Tun auf eine besondere Weise kultiviert und regieführend zur Wirkung gebracht wird. Wir können ihn auch den Stimmigkeitssinn

Die Erlebbaren Zusammenhänge - eine Grundwissenschaft

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  Beobachtung und Idee mit Folgen Was mich bei der Entwicklung meiner Gedanken zur bildanalytischen Psychologie gerade besonders beschäftigt, sind die voraussichtlichen Folgen einer ganz bestimmten Idee für die zukünftige Einordnung einer Psychologie in die Wissenschaftsgemeinschaft. Bei der besagten Idee geht es um die Beobachtung einer Gesetzlichkeit, die ich mit dem Namen „nachschaffende Sinnbildung“ beschreiben möchte. Das besondere Verhältnis: Seele, Zeit und Kausalität Im Seelischen spielen durchgängig Bedeutungen eine Rolle. Sie folgen aufeinander wie alle Ereignisse überhaupt. Wenn wir uns aber fragen, ob in ihren Abfolgen die Zeit wie gewohnt eine kausalitätsbedingende Wirkung hat, so stoßen wir auf ein merkwürdiges Phänomen. Es zeigt sich nämlich - was das Hervorbringen von Bedeutungen betrifft - eine Zeitumkehr: Das zeitlich zweite oder spätere Ereignis bringt in diesem Falle das zeitlich frühere hervor - und zwar in seiner Bedeutung. Das Nachfolgende gibt diesem erst seinen

Vom Unbewussten zum Atmosphärischen

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  Mit der Ausrichtung unseres Blicks auf das Atmosphärische kommt ein neues Verstehen in die Welt. Wenn wir uns einfach einmal auf die Schultern unserer psychoanalytischen und gestalthaften Vor-Denker stellen und die Neugier dabei mitnehmen, können wir mit etwas Glück einen tief berührenden Blick auf die seelische Landschaft werfen, die es noch zu erschließen gilt. Vorüberlegungen Bewusste und unbewusste Prozesse steuern unsere Werke. Sie sind Werkmeister unserer Erledigungen. In allem, was wir tun ist aber noch eine andere Wirkkomponente entscheidend mit am Werke. Diese hat mit einem Prozess zu tun, der im Tagesgeschehen vollkommen übersehen wird, wo es anders als das sogenannte Unbewusste vollkommen unsichtbar mit hineinspielt. Es stellt sich beinah unmerklich in den Dienst des Gesamtgeschehens, welches sich eindeutig im Modus des Erledigens befindet. Wenn der Mensch schläft und Träume produziert, befindet sich sein Tun in einem davon abweichenden Modus, dem Entfesselungsmodus. Z

Über den Dingen stehen?

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 - von den drei Kränkungen der Menschheit (Freud) und einer vierten Ein "Apropos"-Beitrag - geht auf einen Kommentar oder Beitrag in facebook zurück Kontext: Auf den kürzlich hier veröffentlichten Beitrag "die Geschichte von einer dreifachen Kränkung der Menscheit und wie sie sich weitererzählen lässt" (2.Juli 2019) gab es einen Verweis auf der facebook-Gruppenseite "Psychologie des 21. Jahrhunderts" . Und so kam es zu einem Nachfragen auf der Seite dieser Gruppe. Es wurde um ein zusätzliches Beispiel gebeten, was dann zu einer zweiten Version des Beitrags mit der folgenden Frage und Pointe führte: Es gibt doch die Redensart „über den Dingen stehen“ Oft tun wir so, als würden oder müssten wir über den Dingen stehen. Wenn es gut geht, stehen wir aber gar nicht drüber sondern in den Dingen! Mit genau diesem Problem des Drüber- oder Nicht-Drüberstehens experimentiert auch die Menschheit, also der Mensch im Ganzen, herum (der Einfachheit hal