Kennzeichen einer strukturellen Psychotherapie
Die Kennzeichen einer strukturellen Psychotherapie
(aus bildanalytischer Perspektive gesehen)
(1) Die Therapie als Bühne. Die strukturelle Psychotherapie ist der Ort, an dem es wie in der Zwischenwelt eines Theaters zur Aufführung eines Problemstückes kommt. Im Mittelpunkt stehen die seelischen Zusammenhänge eines Klienten in ihrem konkret gelebten und ganzheitlichen Sein.
(2) Die therapeutische Arbeit besteht darin, die im Klienten latent vorhandenen Veränderungsspielräume erfahrbar zu machen, damit dieser sie mittelfristig in seinem Umgang mit der Welt aufnehmen kann.
(3) Der Therapeut spielt in der Aufführung des besagten Problemstücks als
jemand mit, der paradoxerweise nicht mitspielt. Das geschieht, indem er den
Zwängen, welche im „Spiel“ des Therapieklienten vorgegeben sind, nicht
vollständig folgt. Vielmehr wählt er an entscheidender Stelle eine andere
miteingeschlossene Reaktionsmöglichkeit, die es dem Gegenüber möglich
macht, seine Sache frei vom verfestigten Muster weiterzubringen. Der Klient entdeckt dabei einen nicht erwarteten, aber in seinen Unternehmungen selbst
vorhandenen Spielraum, den er für eine sinnvolle Veränderung nutzen kann.
(4) Das gemeinsame Werk einer Therapie, welches den Klienten mit dem
Therapeuten vielfältig verbindet, muss die Bedeutung eines Resonanzbodens
erhalten, auf dem die beziehungsstrukturellen Erfahrungen aus allen
Lebensbereichen sich abbilden und mitschwingen können.
(5) An die Stelle einer zunächst nur Therapeut-gestützten Erfahrung muss die
Existenz einer schlüsselhaften und transportabel gemachten
Veränderungserfahrung treten. Das kann z.B. über ein Märchen geschehen..
(6) Die zentrale Veränderungserfahrung, die in der therapeutischen Arbeit
stattgefunden hat, muss gemeinsam in der je besonderen Form des
Therapieabschlusses wiedergefunden werden. In der Thematisierung dieser
Spiegelung findet die Therapieentwicklung eine spezifische Pointe. Und das wiederum
gibt eine wichtige Hilfestellung für eine reife Form der Loslösung aus dem
gemeinsamen Geschehen und zwar für beide Teile.
PS: Im vorliegenden Beitrag habe ich mich für die männliche Form entschieden. Es ist der besseren Lesbarkeit geschuldet und soll nicht als eine genderspezifische Bewertung verstanden werden.
Autor: Werner Mikus
Literatur: "Psychotherapie schulenübergreifend"
Bildnachweis: pixa-bay
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