Polaritäten verführen
Bildanalytischer Appetizer Nr. 3 Wenn wir über psychische Verhältnisse reden, helfen wir uns oft mit dem Ordnungsprinzip der Polarität. Wollen wir z.B. einen Menschen zu mehr Fleiß bewegen, fällt uns gleich die Eigenschaft der Faulheit ein und wir bezeichnen ihn vielleicht als faul. Schauen wir genauer hin, haben wir damit aber nicht eine besondere Qualität oder Eigenschaft beschrieben sondern vielmehr das Fehlen einer solchen angemerkt: Mit dem Faulsein sagen wir lediglich, dass ihm der Fleiß fehle, alles andere bleibt offen und unausgesagt. Die Polarität (in unserem Beispiel: fleißig-faul) verführt dazu, uns der Arbeit einer genaueren Beschreibung zu entziehen. Diese ist aber unbedingt nötig. Wir müssten eine Art von seelischer Kartografie um den "Pol" des Faulseins herum entwerfen, welcher der Komplexität der vielfältigen Zusammenhänge Rechnung trägt. Nur so können wir eine Vorstellung davon gewinnen, wie eine Entwicklung von da aus in eine andere Richtung aussehen k