Mach ich mir ein Bild oder einen Begriff von einer Sache
(Zwei Sprachbilder - statt Augen gegen Ohren)



Ein "Apropos"-Beitrag

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Kontext: In einer fb-Diskussionsgruppe sprach sich jemand gegen abstrakte Begrifflichkeit aus. "Begriffe" sollten vielmehr "dem beweglichen Umgang mit den Bildern dienen". Weil dieser Gedanke aber mit dem Satz: eingeführt wurde: "Sprache [sei] ein sehr grobes Instrument", fürchtete ich, dass auf diesem Hintergrund eine andere Botschaft daraus werden könnte - mit dem Inhalt: Die visuellen Bilder - im Gegensatz zu den Begrifflichen - erlaubten grundsätzlich einen feineren Umgang mit der Wirklichkeit (Begriffe seien eben für das Gröbere - s.o. grobes Instrument).  


Man kann sich einen Begiff oder auch ein Bild von einer Sache machen. Das meint - wenn auch sprachbildlich verschieden, doch nah beieinander liegend, so ziemlich das Gleiche. Stellen wir uns vor, im Mittelpunkt steht eine neue Erfahrung. In beiden Fällen braucht das Festhalten und Weitergeben dieses Neugewonnenen (oder das Teilen desselben mit dem anderen) ein Medium. wir schaffen z.B. ein sprachliches Bild (Bedeutungsübertragung über das Wort) oder ein Augenbild (Bedeutungsübertragung über das Anschaubare).
Wenn wir in der Liste über die Bedeutung von Dionysos sprechen (wie geschehen) haben wir es in erster Linie mit einem sprachlichen Bild zu tun: Dionysos "beschreibt" für uns eine bestimmte Form von Wirklicheitsgestaltung und -bewertung. Und dieses sprachbildlich aufgebaute Verstehen stützen wir dann eventuell noch mit "bunten", vors Auge hinstellbaren Bildern (sprich: Augenbildern). Damit verstärken wir das bereits Verstandene und vertiefen es. Das grundsätzlich Zu-Verstehende, wird aber in diesem Fall nicht durch das "hinübergebracht", was wir hierbei dem Auge zu bieten haben.

Aus diesem Anlass, ein kurzes Lob auf das "Sprachliche" Bild:

Im sprachlichen Bild (nicht im - nach Formalin riechenden - "Begrifflichen") liegt eine ungeheure Potenz. Dabei geht es um die Möglichkeit, Zusammenhänge ins "Bild" setzen zu können, die sowohl akustisch, als auch musikartig, geruchlich, augenbildlich oder auch gesamtkörperfühlig ihren Ausdruck suchen, aber ihre verschiedensten Bedeutungen - mithilfe des sprachlichen Bildes - in ein Gegenseitiges Übertragen und "Sich-Verstehen" bringen wollen. 
Das setzt allerdings einen Hörenden oder Lesenden voraus, der die notwendigen "Dekodierungsprogramme" (Übersetzungspotenzen) "drauf hat". Die geleistete Verdichtung sprachbildlicher Beschreibungen hat also den Preis einer hohen Kultivierung als Voraussetzung auf allen Seiten: Das scheint uns nun wiederum das Augen-Bild als Methode, ersparen zu können. Über den Preis dafür müssten wir aber noch einmal neu nachdenken und zwar mit dem Mut einer neuen Wertschätzung sprachbildlicher Komplexität (die übrigens nichts mit einer Formalisierung und Kodifizierung wissenschaftsüblicher Beschreibung gemein hat). Zur Vertiefung empfehle ich meinem Leser den folgenden Beitrag (auf gleichem Blog): Fixierendes oder Vergleichendes Beschreiben

Autor: Werner Mikus

Bildhinweis:  Illustration von Jan Buckard

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