Erschreckende Entwicklung in den Staaten - Europa wird gebraucht.
Das amerikanische System zeigt sich gerade von seiner Schwachstelle. Das
System gibt dem skrupellosen Politiker einen Vorteil, sich gegen alle
Institutionen durchzusetzen, vorausgesetzt, dass derjenige dabei nur entschieden
genug vorgeht. Und es hilft nichts dagegen. Es ist ein Experiment der
Geschichte Amerikas, das wir hier gerade beobachten können. Trump zieht es
durch und die Medien, die zuständigen Institutionen sowie die als Wähler
missbrauchten Bürger tragen ihren Teil auf eine geradezu hilflose Weise mit
dazu bei, gewollt oder auch ganz ungewollt, aber darum nicht weniger unwirksam.
Das Staatenwesen USA braucht einen Umbruch, und zwar einen, der sich am
Ende in einer Veränderung seiner Verfassung zeigen wird und in diesem Sinne
einen großen Mut verlangt. Das alleinige Abwenden eines Trump-Schadens an dem
System Amerika würde nicht genügen. Ein solcher Schaden muss, wie man es von
einem Wasserschaden her kennt, als ein Schaden von nachhaltiger Art verstanden
werden. Von ihm aus gesehen muss im Staatswesen der USA einiges umgebaut und
umorganisiert werden. Bei meinem Versuch, Stichworte für eine dringende
Veränderung aufzuschreiben, bin ich erschrocken. Es ist schon fast zu
kompliziert, damit überhaupt einmal anzufangen. Der Grund dafür ist, dass wir
es mit einem künstlich zusammengeschraubten Staat zu tun haben.
Die Staaten, Oregon, Washington, Idaho Wyoming, Ohio, Utah, South Dakota,
Louisiana, um nur ein paar der vielen Staaten von Amerika zu nennen, fügen sich
in dem Staatengebilde namens USA auf eine besondere Weise zusammen. Gemeinsam
ist ihnen, dass sie mit der Entdeckung Amerikas nach und nach durch einfache Inbesitznahme von Territorien entstanden sind, welche sich bis dahin in den Händen einer indigenen
Bevölkerung befunden hatten. Ein ähnlich künstliches Zusammenkommen lag auch
der Entstehung des zaristischen russischen Reiches zugrunde (Eroberungen
riesiger territorialer Lebensräume) so wie es auch dem nachfolgenden
Staatswesen der Sowjetunion und auch heute noch dem aktuellen Nachfolgestaat der
Russischen Föderation zugrundeliegend ist (den Verbund der russischen
„Teilstaaten“ innerhalb der Föderation betreffend).
Es gibt zwischen den besagten Teilstaaten Amerikas z.B. keinen über Jahrhunderte
von Auseinandersetzungen gewachsenen Zusammenhang, wie das in dem heutigen
Europa beispielhaft zu finden ist. Eine reife Gemeinschaft der Staaten ist in
den genannten Staatensystemen nicht herangewachsen. In Russland war es die
Ideologie, die für eine bestimmte Zeit den täuschenden Eindruck einer inneren
Verbindung herzustellen verstand, in Amerika war es seine Polizistenrolle, die
es in der Welt für eine gewisse Zeit innehatte (vielleicht auch noch bis in die
heutige Zeit hinein).
Für meine Begriffe darf das heutige Amerika den Mangel des nicht so richtig
zusammengewachsenen Ganzen nicht weiter zu überspielen suchen, etwa durch die
Fixierung auf eine funktionierende Verwaltung an der Spitze des staatlichen
Gebildes (Trauma des Sturmes auf das Kapitol). Amerika muss wohl noch durch ein
paar Unruhen hindurch. Es wäre gut, wenn es sich auch auf die eine oder andere
Umwälzung gefasst machen und auch dazu bereit zeigen würde. Russland ist
diesbezüglich schon im schlimmsten Stadium angekommen. Dieses künstliche
Gebilde droht irgendwann in einer dritten Welle (Zarenreich, Sowjetunion, Russische
Föderation) zu zerbrechen und davon wird jetzt mächtig abgelenkt.
Europa trägt ein Gegenbild zu den beiden künstlichen
Giganten in sich und ist dabei, es umzusetzen. Es ist eine Vereinigung mit dem
Ziel, der Eigenständigkeit aller beteiligten Nationen den obersten Rang zu
geben trotz der in einem Teilhabe- und Wohlgefühl auch gemeinsam verfolgten
Ziele. Die Teile (wie die Teilstaaten innerhalb Russlands und Amerikas z.B.)
stehen hier nicht im Dienste eines künstlich gebildeten Staates, sondern im
Gegenteil dazu steht das organisatorische Ganze (das Europaparlament z.B.) im
Dienst der Erhaltung eines immer nur in der Einzahl existierenden Europas,
entweder im Dienst der Erhaltung eines deutsch verstandenen, eines französisch
verstandenen, eines spanisch verstandenen Europas usw., weil es doch auch die
Geschichte Europas nur in den einzelnen Versionen gibt, ähnlich wie es in einer
Familie eine perspektivische Vielheit gibt, in der jeder mit seiner eigenen
Geschichtlichkeit immer auch das Ganze ist. Es ist ein völlig neues Modell von
einer in Gemeinschaft gestützten gleichsam perspektivischen Staatlichkeit, ein
vielleicht multiperspektivisch zu nennendes Modell, mit einer umgekehrten
Dienstfunktion. Einer Dienstfunktion, wo das Gemeinsame sich in den Dienst des Verschieden-seins
stellt und das Anderssein sich nicht einem „nur Gemeinsam sind wir stark“
opfern muss und das Hauptziel sich nicht auf die Parole herunterbringen lässt
„Wir gegen die anderen“ und „nur gemeinsam sind wir stark“. Letzteres mag für
das Zusammenleben der Staaten von Amerika oder auch für das unfreiwillige mit
in den Krieg ziehen der russisch Föderierten am Ende der Welt nah bei Alaska
vielleicht gelten können - nichts ist dem Prinzip Europa dagegen aber als
fremder anzusehen.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen