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Widersprüchliche Stimmigkeit - Grundqualität seelischer Realität

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Das Prinzip einer unaufhebbar widersprüchlichen Stimmigkeit Der Blick einer Bildanalytischen Psychologie auf die Wirklichkeit ist ein Denken in Paradoxien. Entstehen und Werden sind in einer widersprüchlichen Stimmigkeit eingebunden (gefangen). Wie kann man sich das an einem Beispiel vorstellen? Jemand ist verabredet und erwartet eine Person, in die er sich möglicherweise bereits verliebt hat. Die Erwartete lässt aber auf sich warten und zwar sehr lange. In diesem Falle kann es passieren, dass der Wartende sehr ins "Leiden" kommt. Er befürchtet, dass seine Liebe vielleicht nicht erwidert wird. Gleichzeitig geschieht aber noch etwas davon sehr Verschiedenes: Der Wartende wird sich nämlich zur gleichen Zeit einer offenbar schon bestehenden "Bindung" zu der Person bewusst und gerät dabei in die entsprechend zugewandten Gefühle - verhält er sich doch in seinem Bangen wie jemand, der den Anderen schon wie einen "Teil" von sich betrachtet. Wenn sic

Über Ereignisse, die "sprechen" und eine Ansage machen

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Ein "Apropos"-Beitrag - geht auf einen Kommentar oder Beitrag in facebook zurück Kontext: In einer facebook-Diskussionsgruppe wollte jemand zu einer deutungsfreien Berichterstattung raten. Beschreibungen legen aber immer schon Wirklichkeiten aus, ob wir das wollen oder nicht. Aus diesem Grund ließ ich mich auf eine prinzipielle Erörterung dieses Problemes am Beispiel des Schreckensereignisses 9-11 und eines anderen Ereignisses ein, welches das aktuelle Verhältnis Russland, Westliche Welt und Ukraine betrifft. Der Gedankengang entwickelte sich  wie folgt: (Ich schrieb)  "Du fragst mich (mit leicht ironischem Unterton):  'Muss [denn] alles nur gedeutet werden!?'  Und Deine Frage nimmt auf den 5. Kreis der olympischen Ringe Bezug, der bei der Eröffnungsfeier im kaukasischen Sochi 2014 *nicht aufgegangen* ist und auf die darin anklingende Parabel vom Kaukasischen Kreidekreis mit ihrer pointenhaft herausgestellten eigenen Bewertung von wahrer Mutterscha

Aufklärung: Psychologie ist nicht Heilkunde

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  Vorgetragen 1988 - aber immer noch aktuell Bereichs- oder Grundwissenschaft?  Wenn wir die Psychologie als eine Wissenschaft verstehen und einordnen wollen, müssen wir uns die Frage stellen, auf welche Weise das geschehen soll. Können wir von einer Psychologie ausgehen, über die sich reden lässt wie über eine eigene Einheit? Und welches Vorverständnis von Wissenschaft allgemein bringen wir schon mit in unsere Überlegungen ein?  Was verstehen wir unter Wissenschaft allgemein? Auf die letzte Frage möchte ich zuerst eingehen, die zweite beantwortet sich im Laufe meines Vortrages von allein: Wir können in einer ersten groben Unterteilung erstmal von zwei Wissenschaftsarten sprechen. Die eine bezieht sich auf einen besonderen, irgendwie inventarisierbaren Phänomenbereich und kann so als Bereichswissenschaft verstanden werden [z.B. die Geographie mit ihren Flüssen und Bergen, um es salopp zu sagen]. Die andere stellt durch eine eigene, grundlegende Perspektive auf die We

Die sprachbildliche Welt und eine Wissenschaft im Werden

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Das Sprachbildliche und die Psychoanalyse  Das Sprachbildliche hat im letzten Jahrhundert eine neue Bedeutung erhalten. Und diese geht nicht allein auf die Literatur zurück oder auf das zunehmende Geschichtenerzählen im neuen Medium des Films, es war vielmehr die Psychoanalyse die etwas Neues und Überraschendes an der Natur des Sprachbildlichen zutage gefördert hatte. Sie hatte sich nämlich eine bestimmte Eigenschaft derselben zunutze gemacht. Hierzu muss man folgendes wissen: Sprachliche Bilder können Prozesse und Entwicklungen organisieren (sie führen quasi Regie). Beispiel: Jemand ist das Aschenputtel in der Familie oder benimmt sich in seiner Welt wie Narzis aus den Ovidschen "Verwandlungen". Diese sprachlichen Bilder bestimmen darüber, in welchem Maß und auf welche Weise Widersprüchlichkeiten in einem Miteinander zugelassen werden oder eben nicht. Es gibt sprachbildliche Zusammenhänge, in denen vorhandene Widersprüche verleugnet werden, und solche in denen Widers

Wir verwechseln schon mal gerne was!

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Dinge beschreiben, die es im Seelischen gar nicht gibt Wir haben uns in der Psychologie ein Beschreiben angewöhnt (und überhaupt, ein Hinsehen!) was einer Art von magersüchtiger Teilhabe am Geschehen gleichkommt, wo wir uns das Geschehen im Beschreiben doch einverleiben" wollen. So beobachten und beschreiben wir z.B. wie folgt: "er ist traurig". Traurigsein gibt es aber als Seelisches (als erlebbaren Zusammenhang) gar nicht, weil es eine Formalisierung ist: Das wirklich existierende Traurigsein ist z.B. ein "als ob ich Haus und Hof verloren hätte" oder ein "als wäre mir die Liebste gestorben" oder "als werde es nie wieder so werden können wie heute" oder...oder...oder. Sprachliche Bilder oder Verwaltungsinstrumente Das Wort Trauer oder traurig sein ist eine formale Zusammenfassung, man könnte auch sagen f1471 oder natürlich auch c7rr5. Ich spreche, wenn ich vom Seelischen spreche, immer von den "erlebbaren Zusammenhängen&q

Mensch und Seele - Musikinstrument und Musik

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Wir werden als kleine Musikinstrumente geboren... ...in einem weiten und auch in einem etwas engeren Sinne. Was den engeren Sinn betrifft, so erinnere ich an das, worauf die Vorgeburts- und Säuglingsbeobachtungen von W. Ernest Freud aufmerksam gemacht haben: dass unsere Seele mit dem Rhythmischen anfängt (nicht zuletzt repräsentiert durch den mütterlichen Herzschlag), also mit einer bewegten Ordnung, die der im Mutterleib oft hörbaren Musik folgt und die Synchronien herzustellen vermag. Insofern bereitet sich in diesem frühesten seelischen Zustand etwas vor, das wie ein Musikinstrument im Ganzen also auch konkret schon an einer „Musik“ teilhat, einer „Musik“, die um das noch gar nicht so richtig abgehobene kleine Wesen herum irgendwie schon immer da ist. Im Folgenden möchte ich von einer Beziehung im weit gefassten Sinne sprechen. Der Anlass ist eine Analogie, auf die ich gekommen bin, als ich in meiner Lehrzeit auf der Couch von eben diesem W. Ernest Freud meine gut begleiteten u

Das Dreigenerationending Psychoanalyse

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Vorbemerkung: Wenn eine Idee über drei Generationen weitergedacht wird, ist sie über sich hinaus- gewachsen und versteht sich am Ende auch in ihren Anfängen neu.  Im Folgenden möchte ich den interessierten Leser mit W. Ernest Freuds besonderem  Beitrag  zur  Psychoanalyse bekanntmachen und mit seinem erweiterten Sehen. Seine Beobachtungen und Erkenntnisse stellen für mich die  Verbindung   zu einem  Bildanalytischen Denken her:    W. Ernest Freuds besonderer Beitrag zur Psychologie via Säuglingsbeobachtung Mit dem folgenden Beitrag möchte ich einen Blick auf das Gebiet der frühen Säuglingsbeobachtung und der psychologischen Frühgeborenenforschung werfen. Da mich hierbei eine entwicklungsorientierte und bildanalytische Perspektive leitet, interessieren mich nicht nur die geschichtlichen Besonderheiten dieser frühen Entwicklungsphase, sondern es bewegt mich auch die Frage, wie die Beobachtungen in ein Verständnis vom allgemeinen Funktionieren seelischer Abläufe z